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Auch auf der hiesigen Seite kannte er alle: Besitzer, Patrizier, Pächter, arme Hutzelweiblein, Schmarotzer, die von Dorf zu Dorf die Runde machten und die niemand haben wollte.

Genau unter seinem Kirschbaum konnte er den Kirchturm von Vacallo mit dem eisernen Fähnchen auf der Spitze sehen; er nehme es zuweilen ins Visier seines Gewehrs, hiess es. Er sah die Villa des Bürgermeisters, die Behausungen der Maurer, wie er einer war, der Spinnereiarbeiterinnen, ferner das Brücklein, das den Palast der Adeligen mit dem Garten verband, in dem an den Sommernachmittagen der Bischof von Como, der da in der Sommerfrische weilte, unter der Pergola spazieren ging, die kleine Schule, wo der Lehrer die «Erbauliche Lektüre für die Kinder vom Lande» des Abts Antonio Fontana vor­las.

Wenn er unter dem Fenster der Schule vorbeikam, kon­n­te es passieren, dass er die Stimme eines Kindes vernahm, das Silbe für Silbe die Ermahnung an all die, welche Landbau treiben und sich beklagen, buchstabierte: «Zufolge der Sünde des Menschen wurde die Erde vom Herrn verflucht, weshalb es grosser und unablässiger Mühe bedarf, damit sie nicht unfruchtbar wird und Drang­sal und Dornen hervorbringt», oder etwa den Leitsatz Nummer 24: «Der Arme, der böse ist, verdient, getadelt zu werden», oder der 25.: «Der stolze Arme ist unerträglich für alle und allen verhasst». Also musste aus Sicht jenes Abtes und all jener, die in dem von einem weissen Pferd­chen gezogenen Wagen fuhren, der arme Mann für andere rackern und an pellagra erkranken und ausserdem lieb sein und Gott danken dafür, dass er auf der Welt war und nicht als Kind schon starb. Er durfte sich niemals beklagen, nie den Kopf erheben, sonst liefe er Gefahr, so zu enden wie Paoletto aus der ersten «Kleinen Geschichte» der «Er­bau­lichen Lektüre».

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