Читать книгу Terra matta. Drei Erzählungen онлайн
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Die andere Madonna, dieses Bauernmädchen aus Holz, zwei Spann hoch und rot und blau angemalt, mit dem weissen Kind auf dem Knie, erschien, als das Hochamt zu Ende war, über und über behangen mit Schmuck, Halsketten, Armbändern, Kreuzen und Medaillons, inmitten der Kruzifixe und Litaneien der Gläubigen auf der Schwelle der Kirche, getragen von den Mitgliedern der Bruderschaft aus Moltrasio. Und wenngleich sie von der bergamasca bedrohlich angeweht wurde, spiegelte ihr Blick himmelblau den Comer See, betrachtete sie, ohne Bewegung, die Berge über Brunate; und wie sie nach und nach unter dem Flügelschlag der Steinschwalben auf den Vorplatz hinausschritten, richteten sich ihre Augen beinahe sehnsüchtig auf die Dinge dieser Erde: auf die Berge um Lecco, die gewaltige Kette der Alpen, den Generoso, auf das Muggiotal, das Mendrisiotto tief unten und auf die Brianza, unter dem Schleier der grossen Hitze, und die lombardische Ebene mit dem Flecken Mailand. Sie hielten einen Augenblick inne an der Stelle, wo sie einst – oder war es am Ende die marmorne Frau? – den Glockendieb hatte abstürzen lassen, den man in gewissen Nächten stöhnen hört aus der Tiefe des Abgrunds. Schliesslich war der Gang zur Wallfahrtskirche beendet. Alle knieten nieder vor diesem Glanz; die Kühe auf der Alp wendeten ihren Kopf.