Читать книгу Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen онлайн

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Häge mussten geflickt oder neu erstellt werden, Steine zu grossen Haufen oder langen Mauern zusammengetragen werden. Ich fragte mich, woher diese Steine immer wieder kamen. Irgendwann mussten doch alle Alpweiden von den Steinen befreit sein. Mir schien diese Arbeit ein Sisyphusprozess. Am liebsten war mir das Heuen an den steilen Hängen. Wegen des kargen, harten Grases, das in diesen ausgesetzten Höhen wuchs, oder vielleicht auch wegen der Verwegenheit der Älpler, hiess diese Tätigkeit «Wildiheuen».

Walti und ich stiegen mit Sense, Gabel, Rechen und ein paar «Burdi»-Netzen einem schmalen Bergweg folgend gegen den Schwalmis hinauf. Kurz bevor wir den Bergrücken erreicht hatten, legten wir un­se­re Gerätschaften und die Rucksäcke, die unser Mittagessen enthielten, an einem sicheren Ort ab. Der Hang war so steil, dass jeder unachtsam hingeworfene Gegenstand hinunterrollen konnte und über die darun­ter liegende Felswand für immer in der Tiefe verschwunden wäre.

Auch hier hatten wir eine klare Rollenteilung. Walti schnitt mit der Sense das widerspenstige Gras. Ich ging zu dem Platz, an dem er gestern oder vor zwei Tagen gemäht hatte. Mit der Gabel wendete und lockerte ich das trocknende Gras. Ich fuhr mit der Gabel über die Grasnarbe und stiess das halbdürre Gras zu einem Haufen zusammen, den ich mit Schwung in die Luft warf, sodass die Grashalme aufgelockert auf den Boden zurückfielen. Dieser Arbeitsgang hiess «Worben». Dort, wo das Heu schon trocken genug war, rechte ich es zu kleinen Wellen, sogenannten Mahden zusammen. Wenn Walti ein Stück gemäht hatte, holte er die Gabel und verteilte das Gras locker über die gemähte Fläche, sodass die Halme an der Sonne trocknen konnten. Dann legte er eines der mitgebrachten Netze am Hang aus. Er musste es am Boden befestigen, damit es nicht wegrutschte, wenn es mit Heu gefüllt wurde. Er begann, die trockenen Heumahden mit der Gabel zusammenzustossen, und trug das Bündel Heu, das er an der Gabel aufgespiesst hatte, zu dem ausgelegten Netz. Langsam wuchs ein grosser Heuhaufen. Ich war dafür zuständig, dass das Heu im Netz blieb und nicht den Hang hinunterkollerte. Ich stand unterhalb des Netzes und hob den unteren Rand so hoch in die Luft, wie ich konnte. Das war auf die Dauer recht anstrengend, denn der Druck des wachsenden Heuballens, der Burdi, wuchs. Es hing auch von mir ab, ob wir eine grosse oder nur eine mittlere Burdi ins Netz brachten. Wenn Walti sah, dass ich dem Druck nicht mehr standhalten konnte, fasste er das Netz am obern Rand und zog es um die ganze Heuladung zusammen. Während eines Tages schafften wir vier oder fünf dieser Ballen, und dazu war wieder genügend Gras gemäht und gekehrt für die nächsten Tage.

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