Читать книгу Zehn unbekümmerte Anarchistinnen. Roman онлайн

21 страница из 41

Unsere beiden Zeigermacherinnen sagten, sie hielten es nicht mehr aus, als Lesben beschimpft zu werden, und drüben in Amerika sei jede Art von Liebe frei. Sie lasen die Werbeannoncen im Jura bernois: Von Basel bis zur Meeresküste werde alles organisiert, hieß es, ebenso die Überseereise und die Ankunft auf dem anderen Kontinent. Bis zur Kolonie werde man sich um sie kümmern. Wie sollte man einem so schönen Versprechen widerstehen? Aus ihrer Bluse zogen sie den Zeitungsausschnitt mit der Adresse der Agentur.

Sie nannten sich selbst Anarchistinnen, brachten uns das Wort bei. Sie sagten, Anarchie bedeutete die Abschaffung von Eigentum. Und wenn kein Eigentum zu verteidigen sei, bräuchte man auch keine Regierung mehr. Valentine fand sie versponnen, gab zu bedenken, dass allzu simple Ideen nichts taugten, um die Welt zu verändern. Sie hatten Briefe aus Amerika bekommen, in denen es hieß, dort könne man sein Glück machen. Bettelarm fahre man hin und kehre reich zurück. Dort drüben siebe man ein paar Stunden lang Kieselsteine aus einem Fluss und verdiene auf einen Schlag so viel wie hier in einem Jahr. Dort drüben kaufe man Land für zehn Rappen den Meter. Über Nacht klettere der Preis so hoch, dass ein Koffer nicht genüge für all die Scheine, die ei­nem das einbringe.

Правообладателям