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«Und sie? Warum ist denn sie nicht Nonne geworden?», erkundigten sich die unbequemen Frager. Die einen antworteten: «Das verbietet ihre zarte Gesundheit.» Die andern: «Es ist gut, wenn auch die Laien eine Heilige bei sich haben.» Die bösen Zungen gaben zu verstehen: «So fällt ihr die ganze Erbschaft zu.» Sie blieb also daheim bei ihren schon betagten Eltern. Der Vater und zwei Knechte kümmerten sich um die Güter und das Vieh; die Mutter ging manchmal noch mit aufs Feld hinaus. Im Übrigen besorgte sie die Küche. Flavie rührte kaum eine Arbeit an. Es wäre ihnen nicht in den Sinn gekommen, von ihr zu verlangen, dass sie auch Hand anlege. Erstaunlich bei Bauern: Sie begnügten sich mit Flavies Schönheit, ihrem Wissen, ihrer Tugend. Vielleicht erinnerten sie sich an die Geschichte von Maria und Martha.

An der Kirchweih tanzte sie nie. Sie war jedoch immer dabei, etwas abseits auf einer Anhöhe, von wo sie das Fest überblickte. Die jungen Leute hatten ihre Absagen satt und luden sie nicht mehr zum Tanzen ein. Um sie herum bildete sich eine Leere, als hätte sie einen Zauberkreis gezogen, und mitten drin stand sie unantastbar, sehr aufrecht, mit zusammengepressten Lippen.

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