Читать книгу Wenn Sie kein Feigling sind, Herr Pfarrer. Werner Kriesi hilft sterben онлайн

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Judith spricht in aller Ruhe. Sie fürchte sich nicht vor dem Tod, denn sie wisse, dass «das Innere des Menschen» unsterblich sei. Oft würde sie ruhig auf dem Bett liegen und spüren, wie ihre Seele aus ihr herausfließe und spazieren gehe. Sie zeigt auf die blühende Wiese mit den Obstbäumen und sagt: «Schauen Sie dort! Dort ist dann meine Seele. Ich bleibe derweil ruhig auf meinem Bett und atme den Duft der Blüten, den meine Seele zu mir strömen lässt. Wenn meine Seele in den Körper zurückkommt, empfinde ich einen kleinen Ruck in meiner Brust, dieselbe feine Bewegung, mit der sie auch meinen Körper verlässt. Durch die Seelenreisen weiß, ich, es geht weiter. Mein frühes Sterben sagt mir, ich werde an einem anderen Ort gebraucht. Wo und wie, das weiß ich nicht, brauche ich auch nicht zu wissen, aber ich weiß, es geht weiter! Wenn es nicht so wäre, wäre menschli­ches Leben und Leiden doch ein böser Witz!»

Solche Erlebnisse würde sie sonst niemandem erzählen, denn sie fürchte abschätzige Bemerkungen von Menschen, die kein Verständnis hätten für Erfahrungen, die über den normalen Alltag hinausgehen.

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