Читать книгу Wenn Sie kein Feigling sind, Herr Pfarrer. Werner Kriesi hilft sterben онлайн
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Einmal war ich einem Altersheim, um einen über achtzigjährigen Mann zu begleiten. Er war die Wochen zuvor immer wieder sehr ärgerlich, dass die Vorbereitung so lange dauere. Ständig drängte er mich, alles zu beschleunigen. Nun saß er am Bettrand, das Glas mit dem Sterbemittel in der Hand. Er schaute hinein. Sonst nichts. Er saß einfach nur da und schaute ins Glas. Da habe ich gesagt: «Wollen Sie mir das Glas zurückgeben? Kommen Sie, wir stellen das Glas auf die Seite …» Ich hatte den Eindruck, dass er sich dies nicht traute, weil er zuvor so gedrängt hatte. Er schwieg. Ich sagte: «Es ist selbstverständlich, dass Sie zweifeln. Das können Sie mit bestem Gewissen.» Er schwieg. Die Knöchel der Hand, die das Glas umklammerten, wurden weiß. Schließlich murmelte er: «Ja, ich will es mir nochmals überlegen.» Eine Zeit lang habe er gedacht, es müsse endlich vorwärtsgehen. Doch jetzt würde er merken, dass er noch zu sehr am Leben hänge. Wir haben uns dann in einer sehr guten Stimmung voneinander verabschiedet. Er war gelöst und zufrieden. Später habe ich erfahren, dass er ein Vierteljahr danach ohne Exit gestorben sei.