Читать книгу Wenn Sie kein Feigling sind, Herr Pfarrer. Werner Kriesi hilft sterben онлайн

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Judith ist nicht lebensmüde, aber ihre seelischen und körperlichen Kräfte sind aufgezehrt. Sie wünscht, an dem Tag sterben zu können, an dem sie geheiratet hatte. An der Wand hängt ihr Hochzeitskleid, in dem sie eingesargt werden möchte. Bei meinem dritten Besuch bestimmt sie den Tag, an welchem sie ihrem Leben ein Ende setzen will. Der Hausarzt hat das Rezept für das Sterbemittel bereits ausgestellt.

Zwei Tage vor dem abgesprochenen Sterbetag ruft sie mich an. Sie sagt ab. Mehrfach vereinbart sie mit mir einen neuen Termin. Nach der fünften Absage höre ich nichts mehr von ihr.

Worüber sprachen Sie bei solchen Anrufen?

Ich sagte Judith, dass es so gut sei, und versicherte ihr, dass sie mit besten Gewissen immer wieder Termine widerrufen könne. Nur sie allein könne wissen und spüren, ob sie ihrem Leben ein Ende setzen wolle und wann der richtige Zeitpunkt sei. Ich sagte, dass sie wieder auf mich zukommen könne, sollte sie einen neuen Termin wünschen. Und dass sie frei sei, auch diesen Termin je­derzeit abzusagen.

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