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Mutter war nicht gerne auf See und konnte es kaum erwarten, bis wir wieder an Land waren. Sie war keine Mutter, die uns mit Liebe überschüttete, sie tat ihre Pflicht, und das war's. Es gab keine liebevollen Berührungen und erst recht keine Küsse, aber manchmal brachten wir sie zum Lachen. Vor dem Frühstück und Dinner wusch sie uns und zog uns sauber an. Mir band sie Schleifen ins Haar, was ich hasste. Ich war neugierig, aber schüchtern. Ich hatte grosse Augen, lächelte aber nur, wenn ich von Fremden Aufmerksamkeit erhielt. Wenn ich die anschaute, gab mir Mutter eins auf die Finger.

Saras Kabine war auf unserem Korridor. Ich begegnete ihr oft. Wenn sie zum Frühstück oder Dinner ging, streichelte sie meine Wangen mit ihrer sehr weissen Hand mit der geschmeidigen Haut. Einmal fragte ich sie: «Miss Sara, was ist das für ein feiner Duft?» Sie beugte sich zu mir und sagte mit ihrer samtigen englischen Stimme: «Das ist Christian Dior. Magst du es?» Ich nickte. «Du heisst Paula, nicht?» «Ja», antwortete ich und fühlte mich ungezogen, weil ich mit einer Fremden sprach. Mein Bruder stand in seinen ausgebeulten Shorts daneben – er heulte jeden Morgen, wenn er die anziehen musste. Er rief laut: «Und ich bin Ben!» Immer war er vorlaut und musste auf sich aufmerksam machen. Er hatte sehr schöne Zähne, klein und weiss. Miss Sara erhob sich, tätschelte mir beim Weggehen die gefetteten, geflochtenen Haare und tänzelte zu Männern und Tee.

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