Читать книгу Die Unbeirrbare. Wie Gertrud Heinzelmann den Papst und die Schweiz das Fürchten lehrte онлайн

18 страница из 60

In Wohlen, dem einstigen Bauerndorf, das mit Stroh zu Reichtum kam, zupfen und schubsen die beiden so lange die Bürolampe, bis sie sich 1913 heiraten.

So oder ähnlich haben Familienmitglieder die Geschichte zum Besten gegeben, wie Bertha Zimmermann aus Wohlen und Hans Heinzelmann aus dem benachbarten Boswil einen Hausstand gründeten. Erzählt Gertrud Heinzelmann als Achtzigjährige die Geschichte ihrer Eltern, legt sie Wert darauf, dass die Lampe exakt in der Mitte zwischen den Pulten von der Decke hing und beide gleichermaßen daran zogen. Kein Wort, dass die Mutter den Vater um einen halben Kopf überragte. Bei der Heirat ist Franz Johann Heinzelmann, wie er mit ganzem Taufnamen heißt, 27 Jahre alt, Bertha Zimmermann ist ein Jahr älter und wird fortan Hausfrau sein. Für das Hochzeitsbild wählte der Fotograf den Bildausschnitt so, dass der Schemel nicht sichtbar ist, auf dem Hans gestanden haben muss. Von einem Brautschleier und ähnlicher Ausrüstung wollte Bertha nichts wissen. In hellem Kleid mit Spitzen und Rüschen steht sie Schulter an Schulter neben ihrem Mann, ihre ausladenden Achselpolster, die kunstvoll aufgesteckten Haare lassen ihn noch schmächtiger und vergeistigter wirken. Der Hochzeiter hat die Enden seines wilhelminischen Schnurrbarts sorgfältig gezwirbelt, doch sein Gesicht bestätigt nicht die Wehrhaftigkeit, die der Bart vorgibt.

Правообладателям