Читать книгу Die Unbeirrbare. Wie Gertrud Heinzelmann den Papst und die Schweiz das Fürchten lehrte онлайн
27 страница из 60
«Betli hatte von jung auf einen ausgesprochenen Schönheitssinn, es interessierte sich für die Königsfamilien, wie es dort zu- u. herging. Seine eigenen Bedürfnisse wählte es immer schön u. gut; es wählte den grossen Rahmen. Gertrud war dagegen sehr bescheiden in ihren Ansprüchen. Der Intellekt stand bei ihm im Vordergrund. Während ihren Studienjahren war sie sehr darauf bedacht, ihren Eltern nur die nötigsten Ausgaben zu machen.
Frau Heinzelmann sagte oft im Gespräch zu mir, Gertrud sei äußerst bescheiden für sich. Wenn es etwas Nötiges anschaffen müsse, suche es sich etwas im Ausverkauf, so dass sie ihm zu Hause ‹der billige Jakob› sagten.»
Die Zurücksetzung durch die unterschiedliche Bewertung von Intellekt und Schönheit, die Kränkung durch den familieninternen Spott, wenn sie beim Einkaufen das Billigangebot nutzte, schlägt bei Gertrud Heinzelmann manchmal in Geringschätzung gegenüber der Schwester um. Im hohen Alter sagt Gertrud Heinzelmann: «Meine Schwester war eine ‹Gluschteva›.» Damit meint sie eine Frau, die wie Eva zu verführen versteht und ihre Lust nicht beherrschen kann. Elisabeth sei am Tisch der Erwachsenen betteln gegangen und habe von den Tellern immer das Stück bekommen, das sie wollte. Für sie selbst dagegen sei Betteln unter jeder Würde gewesen. Um sich von der jüngeren Schwester abzugrenzen, demonstriert sie erst recht Eigenwilligkeit und Unabhängigkeit. Als betagte Frau sagt sie über sich: «Ich habe die Leute sehr gerne. Es gibt Leute, die ich schätze und so weiter, aber dieses Anlehnende von Elisabeth war bei mir nicht drin.»