Читать книгу Die Unbeirrbare. Wie Gertrud Heinzelmann den Papst und die Schweiz das Fürchten lehrte онлайн

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«An Ostern hat uns der Osterhase wacker ‹gleit›: 1 grosser ‹Tschutball› (was schon lange unser sehnlichster Wunsch gewesen ist), ferner jedem ein Paar handgestrickte Strümpfe von der Grossmutter (die sie schon zu Weihnachten begonnen hat, sie waren aber so hart gestrickt, dass wir eine volle halbe Stunde brauchten, bis wir glücklich drin waren), dann jedem 1 Chocoladen- und ein Nougatei.»

Gertrud Heinzelmann an Paul Zimmermann

Elisabeth, die jüngere Schwester, und Gertrud Heinzelmann (ii), um 1922.

Die Großeltern mütterlicherseits sind Lehrersleute, nicht vermögend, auch nicht arm wie die «Fabrikler», mit bürgerlichem Klassenbewusstsein, das sich nach unten deutlich abzugrenzen weiß. Dabei reichte einst der Lohn von Lehrer Franz Josef Zimmermann nirgends hin, um seinen vier Kindern eine solide Ausbildung zu ermöglichen. Damit die Söhne Max, Franz und Paul eine kaufmännische Lehre machen konnten und Bertha nicht bis zur Verheiratung Kartoffeln schälen musste, arbeitete er, assistiert von seiner Frau, abends und am Wochenende als «Agent der Schweizerischen Mobiliar-Versicherungsgesellschaft». Die Kunden kamen zu ihm nach Hause und wurden ins Büro geleitet, wo schwarz gerahmt ein Pergament hing, auf dem eine Tiara mit zwei gekreuzten Schlüsseln prangte, und darunter stand: «Unterzeichneter Hauptmann Comandant der Schweizergarde Sr Päpstlichen Heiligkeit Pius IX. ertheilen hiemit dem unter Matrikel No 297 eingeschriebenen Halbardier Zimmermann Joseph seinen absoluten Abschied. Eingetreten als Halbardier den 1sten Weinmonat 1866. Ausgetreten den 1sten Herbstmonat 1868.» Unter dem Fluidum des päpstlichen Arbeitszeugnisses verkaufte der ehemalige «Halbardier», ein mit Hellebarde ausgerüsteter Schweizergardist, den Bauern und «Fabriklern» Lebensversicherungen und verhandelte Schadensfälle. Möglich, dass er dabei in der militärischen Haltung des einstigen Gardisten hinter seinem Pult saß. Auf dem Gruppenbild der Wohler Lehrerschaft präsentierte sich keiner derart stramm und energisch dem Fotografen wie er. Die päpstliche Urkunde vermerkte bei den Personalangaben: «Grösse: 5’5’’. Mund: klein. Haar: kastanienbraun. Kinn: spitzig. Stirne: mittel. Gesicht: oval. Augen: grau. Profession …» Josef Zimmermann war dem Papst gewissermaßen zugelaufen, Brotberuf hatte er keinen, denn er war aus dem Kloster ausgerissen, wo er nach dem Willen der Familie hätte Ordensbruder werden sollen.

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