Читать книгу Cap Arcona 1927-1945. Märchenschiff und Massengrab онлайн

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«Hier an Bord», fährt Köhler fort, «sind Familien, die jährlich im April/Mai, wenn dort der Winter und bei uns der Sommer beginnt, mit Kind und Kegel nach Europa fahren und den ganzen Sommer über durch die besten Hotels, Kabarets und Spielsäle gondeln: die aber auch der Alten Welt alles Gute ablauschen und vermöge ihres Geldes zu Hause noch vollkommener anwenden und somit Ursache des gewaltigen Aufstieges Südamerikas werden.» In Paris, dem bevorzugten Aufenthaltsort der argentinischen Oberschicht, entstand damals die Redewendung «riche comme un Argentin». Die argentinischen Familien stiegen in den teuersten europäischen Hotels ab, falls sie nicht ohnehin Sommersitze in Frankreich besaßen. Im Stadtzentrum von Buenos Aires bauten sie sich Paläste im französischen Stil und 1908 das Teatro Colón, das als eines der besten Opernhäuser gilt und bis heute Weltstars nach Argentinien lockt. Schon vor dem Ersten Weltkrieg gründete das Londoner Kaufhaus Harrods in der argentinischen Hauptstadt seine einzige Filiale im Ausland. Die Millionärsfamilien steckten ihre Kinder in europäische Schulen, heirateten in den französischen Adel, aßen in Paris bei Maxim’s, besorgten sich Uhren bei Cartier und Kleider bei Coco Chanel. Einige der Argentinierinnen brachten in riesigen Schrankkoffern vom Pariser Herbstausverkauf «fünfzig Kleider mit passenden Hüten, dreißig Paar Schuhe und hundert Paar Strümpfchen» übers Meer, um die Ware «dann als ‹dernier cri de Paris› an Tanten und Nichten und Freundinnen und Basen bis ins siebenundzwanzigste Glied zu versilbern und die ganzen Reisekosten auf diese Art herauszuschlagen».

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