Читать книгу Cap Arcona 1927-1945. Märchenschiff und Massengrab онлайн

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Stilistisch strahlte die Einrichtung der Gesellschaftsräume eine gediegene Eleganz aus, bewegte sich zwischen klassisch und gemäßigt modern, luftig locker zwischen Titanic und Art déco, ohne das eher konservative Zielpublikum durch avantgardistische Gestaltung abzuschrecken. Grosse Transatlantikliner, die wenige Monate oder Jahre nach der Cap Arcona gebaut wurden, wie die Bremen und die Europa des Norddeutschen Lloyds auf der Nordatlantikroute oder gar die 1930 in Dienst genommene L’Atlantique der Compagnie de Navigation Sud-Atlantique wirken wesentlich moderner. Die Art-déco-Dampfer liefen allerdings Gefahr, in ihren monumentalen Räumen eine unpersönliche, ungemütliche Stimmung zu evozieren, die an die Gotham-City-Architektur der Batman-Welt erinnert.

Tagsüber hielten sich die Passagiere der Cap Arcona oft im Freien auf, trieben Sport, schauten den Sporttreibenden zu oder lagen in Liegestühlen auf dem mit Teakholz belegten Promenadendeck, dessen Geländer nur neunzig Zentimeter hoch war, damit die Gäste vom Liegestuhl aus das Meer und den Horizont betrachten konnten – aus Sicherheitsgründen trug das Geländer eine schmale Teakleiste auf Stützen. Unterhalb des Salondecks befanden sich Friseursalons, Buchhandlung und Souvenirladen. Außerhalb der regulären Essenszeiten – die Speisefolgen der I. Klasse waren natürlich opulent, und auch die II. und die III. Klasse wurde ausgiebig verpflegt – konnten das Promenadenkaffee oder die Bar im Rauchsalon aufgesucht werden, gelegentlich versammelten sich Millionäre und Arbeiter, wie sich der Reiseschriftsteller ausdrückt, auf dem Deck, um johlend und winkend ein in Gegenrichtung kreuzendes, ebenfalls von Millionären und Arbeitern bevölkertes Schiff zu begrüßen, begleitet vom Geheul der Schiffssirenen und nachts von knallendem Feuerwerk.

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