Читать книгу Cap Arcona 1927-1945. Märchenschiff und Massengrab онлайн
49 страница из 55
Besonders die vermögenden Südamerikanerinnen orientierten sich an der Pariser Mode: «Vorbild der feinen Südamerikanerin ist ihre geistige Hauptstadt Paris. Aber solche Vollkommenheit sah ich in Paris nur vereinzelt. Diese Imitation wirkt weit besser als das Original.» Eingehüllt in Schwaden von französischem Parfüm stellt Köhler auf dem Atlantik im Festsaal der Cap Arcona fest: «So tanzen um mich herum nur Pariser Modelle. Natürlich alles Bubikopf», traditionelle Frisuren findet er kaum: «Nur ein Gretchen unter 300 Damen hat ihre Mähne vor der Schere gerettet.»
Die Südamerikanerinnen glichen den letzten Stummfilmstars der goldenen zwanziger Jahre: «großglänzende» Augen, «Lider und Brauen schwarz nachgezogen bis fast zur Schläfe. Lippen in Form eines plattfüßigen Herzchens blutrot gemalt. Alles künstlich, nicht immer künstlerisch. Der Modeschuh ist glanzsilber glatt oder passend zum Kleid.» Die Frau der Luxusklasse der Cap Arcona hantierte gekonnt mit dem «Lippenstift, den sie reichlich oft und graziös in Funktion setzt: vor dem Essen, nach dem Essen, im Gespräch, am Klavier, beim Tennis, beim Schwimmen». Sie präsentierte sich reich dekoriert: «Man behängt sich förmlich mit Kolliers, Ringen, Armreifen und Perlen.» Diamanten und Perlen trugen die Argentinierinnen offenbar nicht nur an Hals und Händen und im Haar – beim Skat beteuerte einer der Spieler gegenüber dem Reporter, «eines der ‹Mädchen aus dem goldenen Westen› trage sogar ihre Uhr am Strumpfband. Stell dir mal illustriert vor, wie sie nach der Zeit sehen mag.»