Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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In den Herbst 1937 fiel auch die Trennung von Käte. Sie berichtete von einer schweren Krise: »Es war eine sehr sehr traurige Erfahrung, die wir beide machen mußten, daß die Liebe erloschen war, auf jeden Fall nicht mehr die alte war. Das Auseinandergehen fiel uns beiden unendlich schwer. Es gab Augenblicke, in denen ich ganz verzweifelt war, und ich habe mich nur aufgefangen, indem ich den Entschluß faßte (im Frühjahr 1938), nach Basel überzusiedeln, um die Trennung von Max zu überwinden.«121 Eine Schaffenskrise, Hesses negatives Urteil zur Antwort aus der Stille, die Trennung von Käte – es gab verschiedene Gründe für einen affektiven Zusammenbruch des jungen Manns.

Erst Jahrzehnte später hat Frisch die damalige Krise mit ihrer Manuskriptverbrennung und dem ›Schreibverbot‹ zu einer planvollen Handlung uminterpretiert.122

Zu berichtigen ist auch die Legende, Käte habe seinen Heiratsantrag 1936 abgelehnt, weil er »nichts erlernt hätte, was man einen Beruf nennen könnte«. Käte Schnyder-Rubensohn erinnert sich einer früheren Liebe Frischs namens Fanny – im Jürg Reinhart taucht sie als Erzählepisode auf –, die ihn mit diesem Argument abgewiesen habe. »Das war eine ganz zentrale Erfahrung für ihn«, die noch bei der späteren Hochzeit mit der Constance von Meyenburg eine Rolle gespielt hat.123 Zutreffend ist, daß Käte nicht aus Mitleid geheiratet sein wollte. Mit gutem Grund. Bereits am 29. August 1934 hatte ihr Max unmißverständlich erklärt, daß er für die Ehe nicht geschaffen sei: »Ich glaube an das Mysterium des Lebens, ich glaube an die Gewalt der Liebe und der Untreue, ich glaube an das schmerzlich Unberechenbare unseres Tuns … ich glaube an den Sinn, den wir nicht sehen können und den wir als Rätsel austragen müssen. Darum dünkt mich der größte Witz, den sich die Menschen erlauben: die bürgerliche Heirat, die wohl als Organisation der Masse, die ohne Eigenhaltung ist, ihre Notwendigkeit hat, aber die eine Überheblichkeit ohne Grenzen darstellt, indem die Unterzeichnenden die Welt und ihr unsagbares Vorhaben, das wir Schicksal heißen, einfach durchstreichen wollen …«124 Um so verwunderter – und verletzt – war Käte, als Frisch ihr acht Jahre später kommentarlos eine Heiratsanzeige schickte, auf der in gutbürgerlicher Manier die Eltern der Braut auf der einen, die Mutter des Bräutigams auf der anderen Seite sich beehrten, die Hochzeit ihrer Kinder anzuzeigen: die Hochzeit zwischen Max Frisch und Gertrude Constance von Meyenburg.

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