Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

73 страница из 122

Mit der Manuskriptverbrennung schließt eine erste Arbeitsphase (1932 bis 1937). Aus den Briefen an Käte Rubensohn geht hervor, daß unter den verbrannten Manuskripten zwei weitgediehene Stückentwürfe waren, ferner ein Doppelgängerroman mit dem Titel Der Häßliche und der Heilige, ein fast fertiger Roman mit dem Titel Stern des Friedens (der möglicherweise identisch ist mit dem 1937 veröffentlichten Text Antwort aus der Stille) und eine fertige Erzählung Der Erneuerer. Wie muß dem jungen Mann zumute gewesen sein, als er, kurz nach der Absage an die Schriftstellerei, seinen ersten literarischen Preis erhielt: den mit 3000 Franken sehr gut dotierten Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis der Stadt Zürich?125

Fragen wir abschließend nach den Autoren, die Frisch in diesen frühen Jahren gelesen und für wichtig befunden hat, so verwundert es nicht, daß sein literarischer Geschmack durchaus seiner politischen Haltung entsprach. Exzentrische, experimentelle oder oppositionelle Literatur war ihm fremd. Seine Präferenzen galten konventionellen, bürgerlichen Schriftstellern. Abgesehen von den zahlreichen Neuerscheinungen, die er für die NZZ rezensierte – es handelte sich meist um zweitrangige Literatur –, las und schätzte er vor allen Albin Zollinger, Hermann Hesse, Max Mell, Heinrich Wackerl und Hans Carossa, dessen Kriegstagebuch sowie Führung und Geleit er mehrfach genau studierte. Von Wiechert schätzte er Die Majorin, Pagnols Komödien begeisterten ihn, doch seine »Bibel«, wie er es nannte, war Rilkes Malte Laurids Brigge. Von den älteren Autoren schätzte er besonders Gottfried Keller sowie den Don Quichote und Goethes Gespräche mit Eckermann. »Er las wenig, doch manche Bücher mehrfach, um deren Machart genau zu ergründen«, erinnerte sich Käte Rubensohn.126

Правообладателям