Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн

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Die Südost-Türkei war von der Cholera-Epidemie am stärksten betroffen. Am 5. Oktober 1915 berichtet Clara von den ersten Cholerafällen, und am 22. Mai 1916 vermerkt sie, dass wegen Cholera selbst in Aleppo schon die Schulen geschlossen seien. Dr. Schilling43, der in den Jahren 1915–1916 in der Amanus-Gegend stationierte deutsche Sanitätsarzt, trägt Folgendes vor: «Dr. Schiff und ich fanden die Dörfer des Amanus stark durchseucht, anscheinend durch die von Norden durchziehenden Truppen. Eine Infektionsquelle schien der schmutzige Straßenort Keller zu sein, drei Stunden oberhalb Islahiye, wo an der Straße ein Rinnsal von ei­nem fließenden Brunnen aus verlief und, stark verunreinigt, stets reichlich zum Trinken, Waschen, Spülen gebraucht wurde.»44 Von demselben Brunnen ist wohl in Claras Tagebuch die Rede: «Die ersten Cholerafälle durch armenische Deportierte gestern abend hierher gebracht. Sie winden sich und sterben direkt neben dem Brunnen des Dorfes. Es ist uns beiden zum Davonlaufen» (25. Ju­ni 1916). Und wer – statt der Sigrists – läuft davon? Der türkische Kommandant! Am 26. Juni 1916 notiert Clara entsetzt: «Der Kommandant hat zusammengepackt und ging auf plötzlichen Befehl, oder aus Angst vor der Cholera? Diesen gesammelten Armeniern, die alle choleraverdächtig waren, sagte er, sie sollten gehen, wohin sie wollten. Alles stob auseinander. Eine Frau war nachts schon in das Dorfhaus gegangen, wo sie starb. Fritz sagte einem Türken ruhig, dass solche Häupter des Gesetzes bei uns [in der Schweiz] gehängt würden.»

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