Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн

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Ab und zu lässt die sonst kühne Clara erkennen, wie sehr sie um ihres Mannes Leben zittert. Am 24. November 1916 schreibt sie: «Ich warte bis 2h auf Fritzens Heimkommen, zuletzt in wirklicher Angst.» Wenn es um «Fritzens Heimkommen» geht, kann Clara sehr ungeduldig werden. Am 1. August 1917 schreibt sie: «Der ganze Tag ein Warten auf Fritz. Abends gehen wir ihm sogar entgegen, er kommt aber nicht; schon ist’s halb sieben und mir fängt’s an mächtig angst zu werden; da tönt sein Pfiff von der Straße her, Gottlob, und der Abend ist schön.»

Clara und Fritz sind beide gastfreundlich, und es fehlt bei ihnen nie an Gästen. Clara verbringt Stunden in der Küche, und sie scheint das Kochen zu genießen, natürlich mit Kohar, der kurdischen Dienerin. Bei den Sigrists ist die Speisetafel immer reichlich gedeckt, und es gibt Platz für viele. Fritz, stets gesellig und kontaktfreudig, bringt häufig Kollegen zum Tafeln mit nach Hause, was er Clara vorher per Kabel mitteilt. Bereitwillig richtet dann Clara das Essen her und ist immer eine liebenswürdige Gastgeberin. Selten zeigt sie ein Zeichen der Unzufriedenheit oder Müdigkeit, auch wenn acht Personen unangemeldet kommen wie am 9. Juli 1917. Dann heißt es lediglich: «Mein Häusli ist übervoll.» Nur ein einziges Mal, am 27. September 1916, ist Clara irgendwie ermat­tet, und sie klagt. «Viel Küchenarbeit. Kohar wäscht. Nach Tisch setze ich mich gemütlich zu Frau Wittig, um auszuruhen, da lässt mich Fritz rufen und es heißt Nachtessen richten. Oberst Fouad Ziya Bey47 übernachtet hier. Schüli müed.»48 Dieses einzige Mal war also Clara «sehr müde.» Das sah ihr gar nicht ähnlich. Ob es am Gast lag?

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