Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн

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Zum Glück folgten bald darauf Impfungen und Quarantänen, und die Eheleute Sigrist-Hilty blieben von den vielen Seuchen verschont.

Eine glückliche Ehe

Allen Gewalten zum Trotz waren Clara und Fritz während ihres dreijährigen Aufenthalts in der Türkei ein glückliches Ehepaar. Zwar kommt in Claras Notizen ihr Liebesglück nur gelegentlich zum Ausdruck, doch stillschweigend ist es immer da. Meist wird es in der Blumensprache ausgedrückt, Clara freut sich, wenn Fritz ihr einen blühenden Zweig oder einen Herbststrauß nach Hause bringt, und vermerkt das in ihrem Tagebuch. Aber auch selbst ist sie oft auf Blumensuche, und prachtvolle Sträuße schmücken zu jeder Jahreszeit ihr Haus. Am 2. März 1916 heißt es: «In meinem Stübli duftet eine Blumenfülle. Das türkische Waschbecken in Messing ist ganz gefüllt mit Narzissen.» Man fühlt Claras Zufriedenheit, wenn man in ihrem Eintrag vom 26. April 1916 liest: «Fritz weiß aber doch meine vielen Blümeli auf dem Tisch still zu würdigen.»

Clara legt Wert darauf, dass die christlichen Feste, soweit es geht im fremden Land, gefeiert werden. So vergeht schon im ersten Jahr ihres Aufenthalts in der Türkei die ganze Adventszeit von 1915 mit «Weihnachtsarbeiten». In den Wochen vor Weihnachten «duftet es im Hüsli nach Tannen», auch nach Gewürzen, die für die Weihnachtsguetzli gemörsert werden, und nach gebackenen Hausleckerli. Am 22. Dezember richten sie mit zu zweit handgemachtem Schmuck einen Christbaum, während im Garten eine Weihnachtsgans geschlachtet wird. Zu Weihnachten gibt es dann einen schönen Schmaus und einen fröhliche Austausch von «kleinen Überraschungen» sowie die Lektüre der Weihnachtspost von Zu Hause. Für die Neuvermählten schließt das Jahr 1915 am 31. Dezember mit einem Glas Punsch bei brennendem Tannenast und Weihnachtsbaum und mit dem Eintrag: «So still, glücklich und in Dankbarkeit.»

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