Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн

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«Die Flut der Armenier versiegt noch nicht; jetzt sind es Stadtleute, denen man die körperlichen Strapazen ansieht» (2. September 1915). «Die Marienbilder nehmen kein Ende: barfüßige Frauen, ihre Kinder auf dem Rücken oder vor sich auf dem Pferde» (14. September, 1915). «Wohl Tausende von Armeniern gehen durch» (16. September 1915). «Der Durchzug der Armenier nimmt kein Ende. Priester und Nonnen sind diesmal dabei, und abends erzählt uns ein Arbeiter von all den Gräueltaten, die an ihnen begangen wurden» (19. September 1915).

Mit Hilfe des Tagebuchs kann sich Clara psychisch entlasten, und hier kann sie der Zensur entkommen. Am 22. September 1915 trägt sie in ihr Tagebuch ein: «Nun schreibe ich doch an den Erlebnissen, die momentan nicht in den Briefen erzählt werden dürfen!»

Für Clara war es wichtig, dass die Ihrigen in der Schweiz eine richtige Vorstellung von den Umständen in der Türkei hatten. Und ihre Freude war groß, als sich ihr die Gelegenheit bot, nach Hause einen «lebendigen Bericht» zu schicken. Das wurde durch den Schweizer Dr. Graeter50 möglich, der auf seiner Heimreise in die Schweiz kurz bei den Sigrist-Hiltys in Keller hielt. Darüber erfahren wir im Eintrag vom 30. Juni 1915, wo Clara unter anderem schreibt: «Dr. Graeter will ins Hüsli anläuten, bei seiner Durchfahrt durch Buchs.» In einer Postkarte vom selben Tag teilt sie das ihrer Mutter mit: «Herr Dr. Graeter aus Basel, der reist heute weiter nach der Schweiz und will Euch dann anläuten. Gelt, wie fein, so ein lebendiger Bericht von uns. Ich bin ganz glücklich darüber für Euch. 1000 Küsse, Clärli.» Bald darauf kommt Post von daheim «mit der Freude über Dr. Graeters mündliche Grüße von uns» (3. Au­gust 1915). Am 3. Oktober 1915 steht um 11 Uhr «auf einmal Dr. Grae­ter da und erzählt von daheim».

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