Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн

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Zensur und Selbstzensur

Clara äußert an mehreren Stellen ihr Unbehagen über die strenge Postzensur, die während des Krieges in der Türkei herrscht; sie grollt darüber in ihrem vertraulich geschriebenen Augenzeugenbericht: «Nun sind günstige Zeiten [für die Türkei, D.S.] gekommen, da die europäischen Mächte mit sich selbst zu tun haben oder es momentan nicht mit der Türkei verderben wollen. Die Zensur der schriftlichen Mitteilungen kann aufs genaueste durchgeführt werden …» (siehe auch hier). In ihrem Brief vom 14. Mai 1915 wagt sie, eine Anspielung auf die Zensur zu machen: «… aus Gründen, die ich Euch leider nicht erzählen kann», und der Zensur zum Trotz über die Einschränkung ihrer Äußerungsfreiheit zu klagen: «Leider heißt’s da wieder über manches den Schnabel halten (…) Wenn ich dann einst mit einem Kropf heimkomme, so wird das halt auch, wie so vieles, mit den traurigen Verhältnissen entschuldigt.»

Angesichts der strengen Postüberwachung muss Clara Vorkehrungen treffen und sich ihr anpassen, wo sie sie nicht umgehen kann. Über die Durchzüge der deportierten Armenier konnte sie nicht schreiben. Dazu verwendet sie ihr Tagebuch. Am 10. August 1915 notiert sie: «Fortwährend ziehen Armenier vorbei. In der Nähe ist ein ganzes Dorf von den Türken zusammengeschossen, da sich die Armenier ganz kriegsgemäß verteidigt haben.» Der Monat September im Jahr 1915 hat viele solche Notizen:

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