Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

105 страница из 119

Meine Ohren waren derart konditioniert auf diesen Klang, dass die Nuancen zwischen «Nig…» – zu «Neg…» nur eine Ne­bensächlichkeit waren. «Nigger» war für mich mehr als nur ein Wort. Es war ein lebendiges Etwas, was ich mit einer königlichen, wenn auch teuflischen Auszeichnung versehen hatte. Es war eine Art Satan der Worte mit einem eigenen Gefolge satanisch edler Worte, beispielsweise «schwarz», «kinky» (mit diesem Wort wurde oft mein Haar beschrieben: es bedeutet kraus), «Plattnase», «wulstig», «Dickelippe», «rot», «hell», «weiß», «dunkel», «farbig», «traurig», «Blues», «singen», «glücklich», «tanzen», «kindlich» und unzählige an­dere. Es sind so viele, dass ich ganze Bände mit Beispielen für ihre wunderbaren Zauberkräfte füllen könnte. Ich könnte Beschreibungen ihrer unglaublichen Leistungen liefern, etwa, wenn es ihnen gelingt, etwas aus der Anonymität einer gedruckten Zeitungsseite so herauszustellen, dass es mir sofort ins Auge springt und mich meiner Selbstbeherrschung beraubt, oder unschuldigen Jugendlichen wie bei einem todes­mutigen Sprung über die honigsüßen Lippen purzelt, noch ehe ich meinen philosophischen Talisman zücken kann.

Правообладателям