Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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«Ich muss gehen», sagte ich, und als ich aufstand, merkte ich, dass auch er die Spannung spürte.

«Darf ich dich zu dem Bier einladen?», fragte er.

«Es ist bereits bezahlt», entgegnete ich.

«Nun, dann vielen Dank für das interessante Gespräch», sagte er.

«Oh, ich habe zu danken …»

«Tja …»

«Bis dann.»

Wir trennten uns, weil wir uns selbst ein bisschen leid wa­ren. Wir mussten durch dieselbe Tür, deshalb ließ ich mir beim Bezahlen Zeit, damit er vorausgehen konnte. Ich folgte ihm langsam, um ihn nicht einzuholen oder am Eingang un­ten mit ihm zusammenzustoßen. Vorsichtig trat ich auf den Trottoir und bog nach rechts und dann wieder nach rechts ab, Richtung Bärenplatz. Die Sonne steckte hinter dicken, schweren Wolken fest. Es war ein kühler, feuchter Tag. Ich kam am Grotto vorbei und sah mit leeren Augen die Menschen an, die dort saßen und mich mit leeren Augen ansahen. Es wird regnen, dachte ich. Ja, es wird regnen, noch ehe es Abend wird … so wie in den letzten beiden Wochen auch … Ich ging durch den mittleren Torbogen des Bundeshauses und bemerkte, dass der riesige Kronleuchter in der Lobby noch brannte. Ich stieg die Steintreppe zur Terrasse hinunter, an den Geranientöpfen vorbei. Alte Männer und Frauen und Frauen mit Kindern saßen auf grauen Bänken und schauten über die grauen Mauern der Terrasse auf den Gurten, der von Dunst umhüllt war. Man konnte ihn kaum erkennen. Die Aare hingegen wirkte metallisch-grün, als sie sich einen Weg durch die Bäume bahnte und dann rasch verschwand! Auf der linken Seite schob sich der Verkehr träge über die Kirchenfeldbrücke. Englische Touristen in Sandalen schlenderten mit ihren uralten Boxkameras über den Schultern ein wenig arrogant an mir vorbei. Ich setzte mich auf eine Bank und dachte erneut darüber nach, wie ich die Frage beantworten sollte …

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