Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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Ich vergaß Le Havre im Dunkeln. Ich vergaß Rouen und die Normandie. Die Müdigkeit fiel von mir ab, und ich atmete die heiße, stickige Luft ein, als wäre sie süß wie der Duft von Chanel Nr. 5. Um eine Flasche davon zu kaufen, hatte ich zusammen mit etwa dreißig Millionen anderen amerikanischen Soldaten an einem bewölkten Morgen vor zehn Jahren Schlange gestanden …

Gegen neun Uhr abends kam ich an. Als der Zug im Bahnhof Gare du Nord einfuhr, musste ich schockiert feststellen, dass ich nicht länger der Held, der ‹große Befreier›, der Adressat eines freundlichen Lächelns und ernsthafter Bitten war, sondern nur ein Tourist unter vielen, dessen Gepäck inspiziert, kontrolliert, überprüft und in ein Taxi verladen wurde, ohne dass ich die geringste Ahnung hatte, wohin es gehen sollte. Ich musste mich durch eine Horde von Amerikanern kämpfen, um diese Folter zu ertragen! Der Kampf war umso mühseliger, weil ich alles sechsmal fragen musste! Diese dummen Esel verstanden mich nicht mal, wenn ich sie in ihrer eigenen Sprache ansprach. Der Taxifahrer versprach, mir bei der Suche nach einem Hotel behilflich zu sein, fuhr aber lange Umwege – davon war ich überzeugt. Vor zehn Jahren hatte ich eine Tour zum Quartier Latin gemacht und wusste, dass das Viertel nicht weit vom Bahnhof Gare du Nord entfernt war. Und wenn wir dann endlich zu einem Hotel kamen, war es unweigerlich voll. Schon seit Stunden ausgebucht. Als ich am Ende eins fand, das noch ein Zimmer frei hatte, war es viel zu teuer. Mittlerweile war ich jedoch so erschöpft, dass ich es nahm und den Wucherpreis zahlte.

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