Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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Alles kam wieder hoch. Müde, aber entschlossen stolperte ich weiter. Plötzlich schwankte die Straße hin und her, so wie das Schiff auf der Überfahrt. Mir wurde schwindelig. Die Sehnen in meinen Knöcheln ächzten wie altes Leder, und die Knorpel in den Kniescheiben knirschten, als wären sie rostig. Wo waren meine Füße? Sie fühlten sich an wie abgebrochene Schienbeine, die auf die harten Pflastersteine prallten. Trotzdem wanderte ich blind durch eine Straße nach der anderen, auf der Suche nach weichen, warmen Farben, Gelächter, dem Duft von Parfüm und einer Begleiterin, mit der ich mir das diskrete kleine Waschbecken hinter dem seidenen Paravent mit den japanischen Damen teilen konnte.

Es fing an zu regnen. Mir war kalt; ich fühlte mich müde und verloren und fand den Weg zurück zum Hotel nicht mehr. Ich bog in eine Gasse in der Nähe eines Kinos ein. Davor stand ein großes Plakat mit dem Bild von Fernandel; er trug eine weiße Segeltuchhose und Tennisschuhe und einen komi­schen Hut auf dem Kopf. Aus einem Toreingang sprach mich eine Frau an. Sie war alt, und ihr Haar war an den Wurzeln dunkel und am Gesicht blond. Auf dem Kinn prangte ein künstlicher schwarzer Leberfleck. Insgesamt hatte sie drei davon. Als ich aus dem Regen in das muffige alte Treppenhaus trat, fragte ich mich, ob sie es war, an die ich mich zu er­in­nern versuchte. Wir tranken Kognak, und ich erzählte ihr, dass ich Jimmy heiße … Und dann zog ich einen Reisescheck aus meiner schwarzen Brieftasche und gab ihn ihr. Als ich mein Hotel endlich wiederfand, war es sehr spät, und bis ich einschlief, fast Morgen. Ich schlief bis in den Mittag.»

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