Читать книгу Das Lachen meines Vaters. Geschichten aus der Kindheit онлайн

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So begann die schlechte Laune zu seiner zweiten Natur zu werden. Die Familie lernte das Leisetreten und das Ducken. Leise, leise, der Tyrann schläft. Wenn er erwachte, hörte man schon an seinem Husten, wie es um die Laune bestellt war. Gnade uns Gott, wenn sie schlecht war.

Die Erfindung des Computers mag der Welt grossen Segen gebracht haben: Für meinen Vater war es eine Katastrophe. Seine Arbeit wurde nicht mehr gebraucht – Computer ersetzten seine manuellen Kont-roll- und Steuertätigkeiten. Man brauchte ihn nicht mehr in den heiligen Labors. Er wurde gnädig nicht gekündigt und in die Fabrikbewachung versetzt. Eine Arbeit, die er zutiefst hasste. Er verkroch sich immer mehr in seine Kellerwerkstatt, wurde mürrisch, unzufrieden und verdrossen. Das Lachen war ihm gründlich vergangen.

Er rettete sich in die Idee einer frühen Pensionierung und verschob alle Erwartungen an ein besseres Leben in diesen kommenden Lebensabschnitt. Der grosse Tag kam – es änderte nichts. Hans verkroch sich immer mehr in seine mürrische Schale. Nicht mal ein fröhliches Enkelkind mochte seine Rüstung zu durchbrechen. Er sprach immer weniger und hustete umso mehr – ein dramatischer, hemmungsloser Husten dröhnte am Morgen aus dem Schlafzimmer, setzte sich ins Badezimmer fort und begleitete jeden seiner Schritte bis in die tiefe Nacht. Zum Arzt wollte er nicht. Bis er nicht mehr schlucken konnte und ins Spital musste. Man öffnete seine Brust und stellte fest, dass der Krebs ihn schon restlos ausfüllte. Zwei Tage später war Hans tot.

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