Читать книгу Circolare. Prosa онлайн

21 страница из 29

«Hör, wie er singt», sagt sie mit dem Feuer in der Hand.

«Du bist es, die singt», lacht er und schaut auf ihren Mund.

Einen Kussmund macht jetzt die einsame Reisende im Zug, denn um den letzten Schluck auszukosten, muss sie Mund und Trinkhalm auf den Bodensatz konzentrieren. Wir sind im Tessin, Heimatluft, der Gotthard liegt hinter uns: Im allgemeinen Dämmerzustand scheint es nun, als zöge der Strohhalm die Würze aus den dort an der Sonne gereiften Häusern, aus dem Innersten der Truhen, aus den Kellern. Er scheint in die Hinterhöfe einzutauchen, in Schatten und Licht, in die Kirchen und ja, sogar bis in die Kirchtürme, die stillstehen und warten, Airolo, Prato, Giornico, bis in die Namen und die Wörter, um ihnen direkt aus dem Herzen den lebendigsten der Säfte zu saugen. Prost, Signora!

Ein sachdienlicher Hinweis: Die Reisende will keineswegs eines kommenden Tages im Zug enttarnt werden, wenn sie nach Silenen oder nach Amsteg ihr Labsal in der PET-Flasche hervornimmt. Sie zieht es vor, die Leute, allen voran den Kondukteur, im Glauben zu lassen, sie lösche den Durst mit Sirup, den sie vielleicht mit Mineralwasser verdünnte. Das scheint ihr einfacher, so würde auch ich es halten.

Правообладателям