Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

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Seine Kompetenz, sein Verständnis für sie als Person sind Balsam für Madlonne Goldschmids Seele. Trotz der schlechten Prognose ist sie erleichtert: «Endlich verstand jemand, was mit mir los war, und konnte es mir erklären. Ich musste mir nicht mehr als Simulantin vorkommen.»

Was heisst das nun, gut zu sich selbst schauen? Der Hausarzt empfiehlt ihr Dr. Joseph Evers, einen in Deutschland damals sehr bekannten MS-Spezialisten, der eine besondere Diät entwickelt hat. Er betreibt eine Klinik in Norddeutschland und betreut auch eine ganze Reihe von Schweizer Patienten. Für diese hält er jährlich einmal Sprechstunde in Lörrach. «Er war ein kleiner, alter Herr mit randloser Brille, sehr streng, sehr autoritär. Bevor er uns einzeln untersuchte, hielt er uns einen Vortrag, er schwor uns auf die Evers-Diät ein. Wir waren vielleicht zwei Dutzend Leute, ergeben zu seinen Füssen. Die Diät war wie er: streng und stur, Rohkost, grobe Haferflocken, die er zu Anschauungszwecken herumreichte, gekeimter Weizen – gar nicht meine Linie. Man musste sich genau an seine Vorgaben halten, Tabellen ausfüllen und Rechenschaft ablegen. Gut, ich machte also diese Evers-Diät, wie es eben ging. In der Küche hatte ich oft eine Wiese, weil ich den Weizen zu lange keimen liess, es sah aus wie Katzengras. Aber ich fühlte mich wohler mit dieser Ernährung.»

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