Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн
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Wie wird man Modellbauerin? In Zürich gibt es zwei ältere Ateliers, aber die bilden keine Lehrlinge aus. Auf eigene Faust geht Madlonne zur Berufsberatung. Dort wird sie in ihrem Berufswunsch bestärkt und zur Kunstgewerbeschule verwiesen. Mutter hört nur «Kunst» und hat null Verständnis: «Kommt nicht in Frage, damit wirst du nie dein Leben verdienen können. Künstler sind brotlos, und überhaupt, dieses Milieu!»
Aber Madlonne setzt sich durch. «Ich machte immer alles, was die Eltern nicht wollten. Ich war immer ein bisschen quer in der Familie.» 1952 besucht sie den einjährigen Vorkurs der Kunstgewerbeschule in Zürich und schreibt sich danach für die Fachklasse Angewandte Malerei und freies Kunstgewerbe ein. «Ich hatte das Glück, auf einen grossartigen Lehrer zu treffen, den Konstruktiven Maler und Grafiker Gottfried Honegger-Lavater. Als ich ihm erklärte, dass ich Modelle bauen wolle, sagte er: ‹Überlegen Sie, welche Fertigkeiten Sie dafür brauchen.› So besuchte ich Kurse mit den Silberschmieden, Bildhauern, Innenarchitekten. Grafik und Malerei gehörten sowieso dazu. Ich habe meinen Beruf eigentlich erfunden. Wo immer sich die Gelegenheit bot, schaute ich den Handwerkern auf die Finger und eignete mir alles an. Erst später habe ich festgestellt, dass ich vermutlich weit und breit die erste Frau in diesem Beruf war.»