Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

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Eigentlich will die nazistische Ideologie gar nicht zum Wesen von Eugen Goldschmid passen. Madlonne Goldschmid schildert ihren Vater als friedliebenden Menschen. «Er sagte immer, er wolle keinen Streit, wenn er heimkomme. Er war weicher als die Mutter, das haben wir weidlich ausgenützt.» Als Geschäftsmann ist er nicht sonderlich erfolgreich, wahrscheinlich zu gutmütig. Bereitwillig drückt er ein Auge zu, wenn ein Kunde nicht sofort zahlen kann. Bei seiner Pensionierung wird die Firma notgedrungen mit einem Konkurrenten fusionieren müssen. Dass dabei der Firmenname «Goldschmid» nach fast zweihundert Jahren aus dem Winterthurer Gewerbe verschwindet, wird ihn bitter schmerzen.

Mutter, die tüchtige Hausfrau, «hatte feste Vorstellungen, wie das Leben sein sollte». Sie ist streng, und Madi, das älteste von drei Geschwistern, hat einen eigensinnigen Kopf. Das setzt manchmal Schläge mit dem Teppichklopfer ab. «Du bist ein wüstes Kind, du kannst dir jetzt dann andere Eltern suchen», pflegt die enervierte Mutter zu sagen. Madi würde weglaufen, wenn sie wüsste, zu wem. Aber da ist niemand. So bleibt sie, wo sie ist, mutlos und traurig. Der drei Jahre jüngere Bruder dagegen ist Mutters Liebling, «mein Otti», sagt sie ihr Leben lang, wenn sie von ihm spricht. «Er konnte einfach machen, was er wollte. Wenn die Mutter in Hörweite war, ärgerte er mich, bis ich ihm eins herunterputzte. Dann brüllte er wie am Spiess, und schon kam sie gelaufen. Dieses Spiel beherrschte er. Abgesehen davon kamen wir Geschwister aber gut aus miteinander, mit der kleinen Schwester sowieso, mit neun Jahren Abstand zu mir war sie ausser Konkurrenz.»

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