Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

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Einmal im Jahr darf Madi mit dem Vater an die Gewerbemesse im Casino Winterthur, dort bietet seine Firma an einem Stand die neuesten Holzbearbeitungsmaschinen an. Stolz demonstriert die Zweitklässlerin in Pfadiuniform die elektrische Laubsägemaschine, sägt kleine Holztiere aus und verschenkt sie mit dem Charme einer Messehostess an die Besucher. Am Mittag darf sie mit dem Vater im Casino-Restaurant Spaghetti essen wie eine Grosse.

«Wir sind rein arisch»

Vaters Eisenwarenhandlung befindet sich mitten in der Winterthurer Altstadt, ein traditionsreiches Familienunternehmen seit 1780. «Goldschmid & Co.» steht an der Fassade des alten Hauses. «Nur mit i, ohne e», betonen die Eltern, wenn sie den Namen buchstabieren, «wir sind rein arisch.» Als Kind hat Madi keine Ahnung, was das bedeutet.

Die Mutter, als Deutsche in der Schweiz aufgewachsen und durch die Heirat Schweizerin geworden, bleibt in ihrem Herzen Deutsche. Madi weiss, dass es in Mutters Verwandtschaft einen General gibt und dass der Onkel, Mutters Bruder, in Kriegsgefangenschaft ist. Fasziniert betrachtet sie zusammen mit dem kleinen Bruder die Bilder im «Signal», der Nazi-Propagandazeitschrift, grossformatige Fotos von Militärparaden, Kanonen, Panzern und Flugzeugen.

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