Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн
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Sie ist sich bewusst, dass diese Fragen nur in privilegierten Kreisen gestellt werden. «Solange der Musikunterricht freiwillig und kostenpflichtig ist, gehen am Zürichberg die meisten Kinder in die Musikschule, im Schulkreis Limmattal fast keine. Musikunterricht muss einfach zum Lehrplan gehören und gratis sein, für alle Kinder.» Eine Utopie? In der Stadt Zürich gab es das schon einmal. Der umtriebige Zürcher Lehrer und SP-Gemeinderat Rudolf Schoch brachte es fertig, dass 1947 Zürich als erste Stadt in der Schweiz den Blockflötenunterricht in den ordentlichen Stundenplan integrierte und subventionierte. Er legte besonderes Gewicht auf den Gruppenunterricht. Erika Hug erinnert sich gern daran: «Wir hatten eine sehr gute Musiklehrerin, eine Frau Stern, die mich beeindruckte. Wenn alle miteinander Blockflöte spielten, ergab sich ein ganz besonderer Chorklang. Für andere war das vielleicht ein Zwang, aber ich fand es super.»
Das Projekt des «Klassenmusizierens», das von der Stiftung «Kind und Musik» unterstützt wird, geht wesentlich weiter. Die Idee kommt aus den USA, Eckard Harke hat sie in Deutschland kennen gelernt, und Erika Hug hat sie begeistert aufgegriffen. Die Broschüre «Klassenmusizieren» umschreibt sie so: «Man stelle sich vor: Schulkinder, die gemeinsam musizieren. Und zwar alle, nicht nur die durch Elternhaus und kulturellen Hintergrund privilegierten. Man stelle sich Kinder vor, die stolz und sorgfältig mit ihren Instrumenten umgehen, die nach wenigen Wochen satte orchestrale Klänge produzieren und die selbstverständlich Noten lesen können.» In einzelnen Schulklassen und Gemeinden ist das Projekt umgesetzt worden. Mehr Breitenwirkung wäre erwünscht, denn es kommt bei allen Beteiligten sehr gut an, bei Kindern und Eltern wie bei den Lehrpersonen. «Das ist mein Engagement für Kinder. Wenn wir nicht für sie schauen, was soll dann aus unserer Welt werden? Musik ist ein wertvoller Beitrag für die Entwicklung eines Kindes. Das ist meine persönliche Meinung, nicht nur, weil ich ein Musikgeschäft habe.»