Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

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Das traut man ihr ohne weiteres zu. Gross, sportlich, kurz geschnittenes Haar, markante Brille, heller Hosenanzug – diese Frau weiss, was sie will. Aber sie relativiert: «Zäh war ich zwar immer, aber mein Selbstbewusstsein habe ich eigentlich erst im Alter bekommen.» Ob es für Frauen schwerer sei, sich durchzusetzen? «Ganz klar ja», sagt Erika Hug, «in der Schweizer Wirtschaft sind die Frauen nach wie vor nicht integriert. Das hat mit der Kinderbetreuung zu tun. Wie sollen sich die Frauen in Ruhe auf ihre Karriere konzentrieren, wenn sie sich um ein oder zwei Kinder kümmern müssen? Ich konnte mich ganz aufs Geschäft einlassen, weil ich keine Familie hatte.»

In den Achtzigerjahren begibt sie sich auf Reisen, um Geschäftsbeziehungen zu knüpfen, «das hat mein Vater nicht mehr gemacht». Sie reist allein in die USA und nach Fernost. Aus Südkorea bringt sie eine Generalvertretung für Klaviere mit. Von Japan ist sie begeistert: «Die haben ja einen Geschmack! Ein Farben- und Formgefühl, einmalig! Wenn man als ausländischer Geschäftspartner ankommt, ist alles hervorragend organisiert und blitzsauber.» In Japan sind die weltweit grössten Produzenten von Musikinstrumenten wie der Pianohersteller Yamaha beheimatet. Aber Erika Hug bringt auch praktische Ideen mit nach Hause. «Yamaha hat an der Ginza in Tokio einen Laden. Das ist ein sehr teures Pflaster, da muss man jeden Quadratmeter ausnutzen. Die Musiknoten hatten sie im Kellergeschoss. Zu meiner grossen Verwunderung standen die Noten dort wie Bücher im Regal, mit einem festen Umschlag versehen.» Das leuchtet ihr sofort ein: «Im Yamaha-Laden bedienten sich die Kunden selbst, und die Noten brauchten sogar noch viel weniger Platz. Wie umständlich und unübersichtlich dagegen unser System: Wir hatten damals im Hauptgeschäft drei Stockwerke voll Musiknoten, auf Brettchen gestapelt. Das Personal holte den Stapel aus dem Lagerraum, knallte ihn vor dem Kunden auf die Theke zum Durchblättern und musste ihn danach wieder in Ordnung bringen und wegräumen.» Als sie, zurück in Zürich, ihren Fachleuten die japanische Einrichtung schildert, wehren diese ab: «Aber das geht doch nicht! Wir haben das immer so gemacht! Wir sind doch der Huuug!» Um es kurz zu machen: Erika Hug setzt sich durch, die Notenabteilung wird beträchtlich verkleinert und für die Kundschaft zugänglich gemacht.

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