Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн
54 страница из 72
Bei den Architekturbüros sind ihre Dienste begehrt, sie hat mehr als genug Aufträge. Bald fragt ein Architekt, ob seine Lehrtochter im Modellbauatelier ein Praktikum machen könne, und Madlonne Goldschmid sagt gerne zu. «Aber zu zweit in der kleinen Bude, das war schon sehr eng.» Der Vater freut sich über ihren Erfolg und bietet ihr an, dass sie in seinem Geschäftshaus am Bosshardengässchen im Estrich ein Atelier einrichten darf. Da ist nun wesentlich mehr Platz. Aber die klimatischen Bedingungen sind extrem. Im Sommer, wenn die Sonne auf das Blechdach brennt, wird es unerträglich heiss, und im Winter gefrieren die Farben. Das ist ihrer Gesundheit nicht zuträglich.
Trotzdem, sie ist in ihrem Element. Sie arbeitet viel und braucht dringend Mitarbeiter. Und weil sie eine soziale Ader hat und immer offen ist für neue Menschen, fliegen ihr allerlei junge Leute mit ungelösten Problemen zu, manche hoch motiviert, andere weniger. Marcel, der einen schwierigen Start ins Leben hatte, will unbedingt Modellbauer werden. Wer könnte dafür mehr Verständnis aufbringen als Madlonne Goldschmid? So kommt sie zu ihrem ersten Stift. Wenig später fragen Rolands Eltern nach einer Lehrstelle. Roland ist nicht so talentiert wie Marcel und gesundheitlich geschwächt. Das ist kein Hinderungsgrund für Madlonne Goldschmid. «Momoll, der darf auch kommen», sagt sie. Da sie selbst weder eine Lehre absolviert noch eine Meisterprüfung abgelegt hat, ersucht sie bei den Behörden um die Berechtigung zum Lehrbetrieb. «Sie holten Referenzen ein und schauten meine Arbeiten an und waren damit zufrieden, also durfte ich Stifte ausbilden. Mit Willi und Claude waren es insgesamt vier.»