Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

58 страница из 72

In den Fünfzigerjahren ist Tuberkulose behandelbar, die Antibiotika zeigen Wirkung: «Nach den neuesten Untersuchungen hat meine Gesundung Fortschritte gemacht. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt», jubelt Madlonne Goldschmid Ende Juli im Tagebuch.

Das Glück hält nicht lange an, denn nun meldet sich mit neuer Heftigkeit die Multiple Sklerose. Unerträgliche Schmerzen, Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen machen ihr das Leben zur Hölle. Wahrscheinlich werden sie durch die Medikamente ausgelöst. «Nachts wanderte ich durch die Gänge, weil ich vor Schmerzen nicht schlafen konnte, immer am Stock, wegen des Gleichgewichts. Wenn ich Esther Hofstetter nicht gehabt hätte …» Die fürsorgliche Krankenschwester, die am Sonntag die Tracht mit der Heilsarmeeuniform vertauscht, hat früher selber eine TB durchgemacht. Sie strahlt heitere Zuversicht und Wärme aus und wird zur Freundin in dieser trostlosen Zeit.

Madlonne Goldschmid schreibt die Beschwerden auch der Krankenhauskost zu. Sie möchte sich wieder an die Evers-Diät halten, mit der sie bis dahin so gute Erfahrungen gemacht hat. Sie spricht mit dem Chefarzt, bietet an, die Spezialkost selbst zu besorgen und zu bezahlen, aber sie beisst auf Granit. Das komme nicht in Frage, im Sani seien sie auf die TB spezialisiert, die könne man heilen. Die MS könne man nicht heilen, damit müsse sie sich abfinden. Darauf bittet sie Dr. Evers um Rat. Die Antwort kommt postwendend. Wenn sie weiterhin mit diesen Medikamenten vollgestopft werde, sei das ihr Tod. Sie müsse sofort das Sanatorium verlassen.

Правообладателям