Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн
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Fragen an das Leben stellt sie nach wie vor. Das soziale Engagement der Salutisten ist ganz in ihrem Sinn. Aber sie sucht noch etwas anderes, mehr Kontemplation statt Aktivität, mehr Ökumene auch. Die Spiritualität der Communauté de Taizé, einer evangelischen Bruderschaft im Burgund, spricht sie an. Es bildet sich in Winterthur ein Kreis von Gleichgesinnten, der sich zu Abendgebeten nach der Liturgie von Taizé trifft, zunächst an der Werkbank im Atelier. Dann baut Madlonne mit eigener Hand den Dachboden des väterlichen Geschäftshauses zu einer kleinen Kapelle aus, während die Eltern in den Ferien sind. «Jänu», sagt der Vater mit schiefem Lächeln, als er das fertige Werk sieht, «jetzt ist das Haus aufgewertet.»
Madlonne Goldschmid, immer auf der Suche, lernt die evangelischen Schwestern von Grandchamps bei Neuenburg kennen, das weibliche Pendant zu Taizé. Ihnen fühlt sie sich sehr verbunden. Dann macht sie jemand auf die Fraternität der Kleinen Schwestern Jesu in Einsiedeln aufmerksam. Als sie die vier oder fünf Frauen besucht, ist sie tief beeindruckt. In diesem katholischen Orden leben die Frauen in kleinen Gruppen an vielen Orten auf der Welt ein ganz einfaches Leben. Solidarisch mit den Armen und Randständigen, verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt mit gering geschätzter Arbeit wie Putzen oder Fliessbandarbeit und haben ihre Gebetszeiten. Ja, so stellt sie sich ein kommunitäres Leben vor. Ja, das könnte ihr Weg sein. Von da an besucht sie die Fraternität in Einsiedeln regelmässig.