Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

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Vater dagegen hält gar nichts von der klösterlichen Lebensweise: «Die beten ja nur! Da ist die Heilsarmee immer noch besser, die tun wenigstens etwas.» Einmal mehr liegt seine älteste Tochter völlig quer. Im Dezember 1971 reist Madlonne Goldschmid wieder nach Rom. An Weihnachten beginnt ihr Noviziat mit der feierlichen Einkleidung. Das kommt beim Vater schlecht an. Heiligabend verbringt man in der Familie, punktum! Wütend telefoniert er nach Rom und fordert die 37-jährige Tochter ultimativ auf heimzukommen. «Wenn sie nicht kommt, enterbe ich sie!», wettert er. Dora versucht, die Wogen zu glätten. Ihr ist es zu verdanken, dass er es beim Drohen belässt.

Madlonne Goldschmid lässt sich nicht beirren. Auf der Schulter der blauen Tracht trägt sie das «S» der Heilsarmeeuniform, sie bleibt auch als Kleine Schwester Madlonne-Beatrix explizit Salutistin. Gleich nach Weihnachten reist sie für die ersten drei Monate des Noviziats in die algerische Wüste, wo einst Kleiner Bruder Karl gelebt hat. «Es gibt dort eine Fraternität in der Oase Béni Abbès, mitten unter den Nomaden und einheimischen Moslems. Wir hatten einen sehr schönen Gemüsegarten, den wir mit einem Kanalsystem bewässerten. Wir Novizinnen verbrachten ganze Tage in der Stille der Wüste, jede für sich allein. Ich buddelte mich irgendwo in einer Höhle in den warmen Sand. Wir trugen eine Trillerpfeife in der Rocktasche, damit wir uns nicht verloren, dazu ein paar Datteln und eine Zitrone. Unvergleichlich ist die Nacht in der Wüste, wenn man fast die Sterne vom Himmel pflücken kann.»

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