Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

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Da flattert ihr ein Brief mit deutscher Marke ins Haus. Der Name des Absenders, Friedrich P., sagt ihr nichts. Er habe sie auf der Tagung in G. gesehen, schreibt er, und er möchte sie gerne kennen lernen. Er habe das Gefühl, sie beide würden zusammenpassen. Madlonne Goldschmid ist konsterniert. «Ich dachte, gopf, ich befasse mich mit dem Kloster und dem Zölibat – und jetzt das!» An einen Friedrich P. erinnert sie sich nicht, «aber es war wirklich ein schöner Brief».

Friedrich, der auf der deutschen Seite des Bodensees wohnt, schlägt vor, dass sie sich in Konstanz treffen. «Ich war mit meinen Zukunftsplänen ganz woanders, aber einen solchen Antrag muss man doch ernstnehmen. Ich hatte mir immer vorgestellt, wenn ich je heirate, dann will ich einen rechten Mann, der auch einen Nagel einschlagen kann und dies und das, und fromm müsste er auch sein. Jetzt war ich wahnsinnig aufgeregt und fragte meine Freundin Dora, was ich anziehen solle, wie ein Backfisch, der zum ersten Rendez-vous geht. Ich entschied mich für einen grauen Flanelljupe, eine weisse Bluse mit rot-blauen Streifen am Kragen und einen dunkelblauen Blazer. Ich wartete total gespannt am Landungssteg der Fähre. Da kommt doch ein grosser, gut aussehender Mann auf mich zu, der trägt sage und schreibe eine graue Flanellhose, ein weisses Hemd, eine blau-rot gestreifte Krawatte und einen dunkelblauen Blazer! Wir verbrachten einen schönen Tag miteinander, ruderten auf die Insel Mainau hinüber und hatten gute Gespräche. Da hat wirklich viel gepasst, nicht nur die Kleidung. Ich dachte, wenn ich heiraten will, wäre das der Mann!»

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