Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

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Die Bekehrung wird sofort ins Heilsarmeekorps Winterthur gemeldet. «Das wird registriert! Dann wirst du besucht, die lassen dich nicht aus den Augen.» So steht nach wenigen Tagen ein offizieller Vertreter der Heilsarmee vor der Tür. Wer das gewesen sei, wollen die Eltern wissen, nachdem sich der Gast verabschiedet hat – Madlonne Goldschmid wohnt noch im Elternhaus. «Das gab ein Riesentheater! Ich bringe Schande über die Familie, warfen sie mir vor. Einmal mehr hatte ich einen Weg gewählt, mit dem sie absolut nicht einverstanden waren.» Klar, dass sie sich dadurch nicht von ihrem Entschluss abbringen lässt, Salutistin zu werden. «Esther versuchte mich zu bremsen: Ich solle mir das gut überlegen. Aber ich wusste, dass die Heilsarmee mit allem Drum und Dran jetzt mein Weg war, inklusive Uniform.»

Die Lunge ist geheilt, die Multiple Sklerose aber bereitet ihr nach wie vor heftige Schmerzen. Seit sieben Jahren schon und mehr denn je. Esther Hofstetter kennt einen charismatischen Heilsarmeeoffizier, Oberst Nigg, und schlägt vor, dass Madlonne für sich beten lasse. Bei Esthers Eltern begegnet Madlonne diesem bemerkenswerten Mann. In einem kleinen Kreis von Gläubigen betet er für sie: «Er hat mir nach seiner Art die Hand aufgelegt und gebetet, leidenschaftlich, engagiert und ganz echt. Du hast gespürt, das ist ein Mann Gottes. – Weil es schon spät war, übernachtete ich bei Esther, ich schlief wunderbar tief. Am Morgen, als ich aufwachte, war etwas anders mit meinen Beinen, ein anderes Gefühl, ich verstand nicht, was es war. Dann rief Esther, ich solle mich beeilen, der Zug fahre bald. Ich stand auf und spürte meine Beine und konnte richtig laufen – ich hatte ganz vergessen, wie sich das anfühlt! Und dann bin ich auf den Zug gerannt.» Auch heute noch, nach mehr als fünfzig Jahren, staunt Madlonne Goldschmid über das, was damals geschah. «Die Heilung war von Dauer, bis heute. Ich hatte noch zweimal einen Rückfall, wohl als Folge von Impfungen, das ist schon viele Jahre her.»

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