Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

60 страница из 72

Madlonne, nominell reformiert, aber ohne religiöse Bindung aufgewachsen, beginnt in der Krankheitszeit nach Leben und Tod zu fragen. Esthers schlichter Glaube und tätige Nächstenliebe beeindrucken sie tief. «Sie hat nie missioniert. Aber natürlich wollte ich wissen, woher sie diese unerschütterliche Glaubensgewissheit hatte, und löcherte sie mit Fragen. Manchmal neckte ich sie auch wegen ihrer Heilsarmeeuniform, das liess sie sich gleichmütig gefallen.» Madlonne erholt sich zusehends. Täglich macht sie kleine Wanderungen, weiterhin am Stock. Drei Monate nach dem Austritt aus dem Sanatorium wird sie zur Röntgen-Kontrolle ins Kantonsspital Winterthur aufgeboten. Den Bericht kann sie kaum fassen: «Vollständig abgeheilt, man sieht nur noch Narben.» Ende Juli kehren die beiden Frauen dem Ferienhaus den Rücken, Esther Hofstetter sucht sich eine neue Stelle in Zürich, Madlonne Goldschmid nimmt im Atelier, wenn auch mit reduzierten Kräften, ihre Arbeit auf.

An einem sonnigen Septembersonntag findet oberhalb Stäfa im Freien ein Heilsarmeefamilientag mit Evangelisation statt. Neugierig geworden, aber mit etwas mulmigem Gefühl fährt sie hin. Die Botschaft geht ihr zu Herzen. Wie bei der Heilsarmee üblich, wird zur Bekehrung aufgerufen. «Ich mag eigentlich das Wort nicht, aber ich fand, es sei Zeit, meinem Leben eine andere Richtung zu geben. Ich müsse jetzt einfach mal ein Zeichen der Dankbarkeit setzen und nach vorn gehen.»

Правообладателям