Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

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Gefragt nach Flüchtlingen, fallen Ruth Angst merkwürdigerweise zuerst diejenigen ein, die die Grenze Richtung Norden passiert haben. Der Apotheker von Rafz etwa und Lehrer W., von dem die Leute sagen, er sei ein choge Nazi, verschwinden, nachdem im Herbst 1942 die ersten Todesurteile wegen Landesverrat bekannt werden. «Wir sind so gern zu dem in die Schule gegangen. Er war bildhübsch. Ich habe noch lange für ihn gebetet.»

An einem Wintermorgen wird sie früher als sonst geweckt: «Zieh dich weidli an, in der Küche steht einer.» Die Mutter hat in den frühen Morgenstunden in der Küche das Kraftfutter gerichtet für eine Kuh, die in der Nacht gekalbt hat. Da wird ans Fenster geklopft. Ein Fremder, das einzige Wort, das sie versteht, ist «Bahnhof». Ruth ist fasziniert: «Ein Bild von einem Mann! Schwarze Haare, schwarze Augen, ein Zigeuner vielleicht, ganz anders als die Alemannentypen in unserem Dorf.» Auf Geheiss der Mutter begleitet sie ihn die drei Kilometer zum Bahnhof Hüntwangen-Wil, ohne ein Wort wechseln zu können.

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