Читать книгу Mich hat niemand gefragt. Die Lebensgeschichte der Gertrud Mosimann онлайн
33 страница из 36
Einmal kommt das Fräulein Boller von der Vormundschaft mit einer Tante Rosa, nicht Mutters Schwester, auf Besuch. Die Bucherin beklagt sich lauthals über mich, was ich für ein unzuverlässiges, unordentliches Kind sei, wie ich dauernd die Haarspängeli verlöre – sie hat mir deswegen die Haare kurz schneiden lassen –, und überhaupt, ich sei immer auf der Strasse. Ich werde nicht gefragt, kann mich nicht rechtfertigen und weiss auch nicht, was der Besuch zu bedeuten hat.
Erst später habe ich es von meiner Mutter erfahren: Die Tante Rosa war Mutters Jugendfreundin und die Schwester meines Vaters, also eine echte Tante. Sie hatte anerboten, mich zu sich nach Biel zu nehmen. Meine Mutter hegte den Verdacht, dass sie mich als billiges Kindermädchen für ihre zwei kleinen Kinder benützen wollte, sah es wohl auch nicht gern, dass ich so fern von ihr und so nahe beim Vater leben würde. So kam ihr die Klage der Bucherin gelegen, man konnte mich als verwahrlostes Kind bei der Rosa unbeliebt machen.
÷