Читать книгу Mich hat niemand gefragt. Die Lebensgeschichte der Gertrud Mosimann онлайн

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In Bern treffen wir uns mit einigen Verwandten, die ebenfalls von Zürich hergereist sind, in einem Café. Es gibt etwas zu trinken, und ein Mann spielt die Handharmonika. Der übermütige Onkel Fritz packt mich und tanzt mit mir herum. Ach, tut das gut, von starken Armen herumgewirbelt zu werden, ohne Furcht, gleich wieder schmerzhaft an ein Hindernis zu stossen! Ausgelassen herumtoben und lachen, lachen! Ich bin wie berauscht von so viel Menschen, so viel Aufmerksamkeit. Aber zwei der Frauen erheben Einspruch, Tante Vreni, die ängstliche, befürchtet, es könne mir schwindlig werden (und wenn schon!), und die Mutter schimpft, das schicke sich nicht, dass der Fritz mich tanzen lehre. Der Onkel hört nicht auf sie, aber mir ist der Spass verdorben. Warum muss sie mir jedes Vergnügen schlecht machen?

Dann kommt uns Tante Rosa abholen. Die Mutter und ich sollen bei ihr und Onkel Konrad in Bümpliz übernachten. Da gibt es noch ein Lili, eine Cousine, ein Jahr älter als ich, von der haben sie mir erzählt. Wir sind schon da, als Lili vom Einkaufen heimkommt. Es bleibt auf der Türschwelle stehen und mustert mich aus kritischer Distanz. Die Erwachsenen stehen um uns herum, gespannt, wie wir zwei aufeinander zugehen werden. Ich halte es nicht mehr aus. «Saliii!» rufe ich laut, laufe auf Lili zu und umarme es. Die Erwachsenen lachen schallend. Lili weicht geniert zurück.

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