Читать книгу Mich hat niemand gefragt. Die Lebensgeschichte der Gertrud Mosimann онлайн

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An der Denzlerstrasse wohnen viele Kinder, sie holen mich oft zum Spielen. Einmal kommen sie ganz aufgeregt:

«Komm, das musst du sehen!»

Sie nehmen mich in ihre Mitte und erzählen mir den schrecklichen Vorfall:

«Ein grosser Bub hat einen Stein nach einem Kätzchen geworfen …»

«… es ist umgefallen. Vielleicht ist es tot?»

«… dann ist er hingegangen und hat ihm die Äuglein ausgestochen!»

Da liegt es. Ich knie nieder und beuge mich ganz nah darüber, streichle es. Das schöne Tigerkätzchen! Ja, es ist tot. Und das Äuglein …, es hängt an der Sehne in der Augenhöhle, blutverschmiert.

«Sieh mal, da ist ja noch der Draht!»

Ja, ich spüre ihn. Mich schüttelt es vor Ekel, Grauen und Empörung. Die andern Kinder sind jünger als ich, sie erwarten, dass ich etwas unternehme.

«Das müssen wir dem Polizist sagen», erkläre ich, «um drei Uhr kommt er immer hier vorbei.»

Wir stellen uns an den Gartenzaun und warten und bereden miteinander wieder und wieder das grauenvolle Ereignis. Wer kann bloss so etwas tun? Und warum?

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