Читать книгу Mich hat niemand gefragt. Die Lebensgeschichte der Gertrud Mosimann онлайн

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Die Bucherin weckt mich und ärgert sich, dass ich liegenbleibe. «Kommst zu spät in die Schule!» schimpft sie. Ich mag einfach nicht aus der warmen Höhle kriechen, meine Glieder, mein Kopf, alles ist so schwer. Da zerrt sie mich kurzerhand aus dem Bett – «Dich kriege ich schon wach!» –, setzt mich in die Badewanne und lässt das eiskalte Wasser über mich einlaufen. Mir bleibt die Luft weg, ich kann nicht einmal schreien. Zum Glück ist Walter auf das Schimpfen der Mutter aufmerksam geworden und kommt ins Badezimmer gelaufen.

«Um Gottes willen, Mutter, du bringst das Kind ja um!»

Er reisst mich aus dem Wasser und wickelt mich in ein Tuch. Was nachher geschehen ist, weiss ich nicht mehr. Die Folge ist – wieder eine doppelte Lungenentzündung.

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Im Frühling wird aller Hausrat auf die Strasse hinaus gestellt, wir ziehen wieder einmal um, in die Stadt, an die Denzlerstrasse. Mitten zwischen den Möbeln und Kisten entdecke ich meinen heissgeliebten Puppenwagen. Ich habe oft und oft danach gefragt. «Was brauchst du den!» hat die Bucherin bloss gebrummt. Also ist er doch noch da, und sie hat ihn mir das ganze Jahr einfach nicht gegeben! Mich packt die helle Wut. Dann will ich ihn jetzt auch nicht mehr! Ich hole ihn zwischen den Kisten hervor und schiebe ihn in die Nachbarsgasse. Dort biete ich ihn einer Frau mit zwei Mädchen an:

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