Читать книгу Mich hat niemand gefragt. Die Lebensgeschichte der Gertrud Mosimann онлайн

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«Was machst denn du hier?» fragt er und hilft mir auch jetzt wieder heraus.

«Ein Bub hat mich gestossen», schluchze ich.

«Nein aber auch – du gehst wohl besser heim jetzt.»

Aber das traue ich mich nicht. Ich muss doch in die Schule! Weinend laufe ich hinter den grossen Mädchen her, die inzwischen längst an mir vorbeigegangen sind. Kurz vor dem Schulhaus hole ich sie ein.

«Was ist mit dir passiert?» fragen sie verwundert. Auch ihnen klage ich mein Leid.

«Aber so kannst du nicht in die Schule! Du machst ja alles schmutzig, und das ganze Schulzimmer stinkt von Jauche.»

Zwei von den Mädchen holen sich beim Lehrer die Erlaubnis und begleiten mich nach Hause. Die Bucherin schimpft zu meinem Erstaunen nicht einmal. Sie setzt mich auf den Trog, zieht mir das Röcklein aus – es ist das handgestrickte von der Grossmutter – und wäscht mich sauber. Ich zittere am ganzen Leib. Dann werde ich ins Bett gesteckt.

Und da bleibe ich dann mindestens drei Wochen und nehme die Welt nur noch durch Fieberschleier wahr. Doppelte Lungenentzündung. Die Beleidigung und Demütigung haben mir wohl ebenso die Widerstandskraft geraubt wie die eisige Kälte. Das Fieber geht zurück, ich stehe wieder auf, aber von der Furcht vor jenem Buben genese ich nicht.

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