Читать книгу Mich hat niemand gefragt. Die Lebensgeschichte der Gertrud Mosimann онлайн
13 страница из 36
«Die Buben?» fragt sie. «Du wirst selbst genascht haben.»
«Nein, sie haben mir den Korb weggerissen!» weine ich.
Sie glaubt mir nicht. Sie will mich schlagen. Aber sie ist eine dicke, breite Frau. Ich lasse mich auf den Boden fallen und entwinde mich ihr wie ein Wiesel, sie schlägt immerzu ins Leere. Das macht sie noch wütender.
÷
Die Bucherin ist ziemlich verhühnert, geht mit bloss einer Strickjacke über dem Nachthemd hinaus, um beim Bauern, der mit dem Pferdewagen durch die Strassen fährt, Obst zu kaufen. Es kommt sogar vor, dass sie in diesem Aufzug in die Stadt läuft. Um mich kümmerte sie sich wenig.
Ich stehe auf dem Balkon und schaue auf die Strasse hinunter. Als ich zurück in die Wohnung will, ist die Fenstertür verschlossen. Ich rufe. Niemand kommt mir aufmachen. Ich rufe laut, klopfe an die Fensterscheibe. Nichts regt sich. Sie ist weggegangen, einfach so, und hat mich auf dem Balkon ausgeschlossen, wie lange? Es ist kalt und regnerisch, und eigentlich müsste ich ganz dringend … Ich kann das Wasser nicht mehr halten, es läuft mir heiss an den Beinen hinunter bis in die Finken, die wollenen Strümpfe saugen sich voll und jucken, und bald ist es nicht mehr heiss, sondern kalt, noch viel kälter als zuvor. Endlich höre ich sie kommen, ich erkenne sie schon von weitem, wie sie vor sich hinbrummt.