Читать книгу Mich hat niemand gefragt. Die Lebensgeschichte der Gertrud Mosimann онлайн
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Nach jenem Besuch bei der Grossmutter in Biel muss sich meine Mutter entschlossen haben, einen andern Pflegeplatz für mich zu suchen. Sie spricht bei der Vormundschaftsbehörde vor, und ich komme zu einem Ehepaar Schneller. Aber auch mit diesem Pflegeplatz ist meine Mutter nicht zufrieden.
«Die verwöhnt dich und lehrt dich dummes Zeug. Jetzt bist du doch sauber gewesen, nun machst du wieder in die Hosen. Überhaupt, so eine junge Frau mit einem alten Mann. Die hat ihn wohl geheiratet, damit sie bald erben kann. Die möchte ein Kind, unbedingt ein Kind, und er ist zu alt, sie kriegt ihn nicht mehr hin, macht ihm Liebestränklein, tut ihm Vergissmeinnicht in den Most, um ihn zu locken, nützt alles nichts. Sie will dich adoptieren, will mir mein Trudi wegnehmen. Am Sonntag, wenn ich es zum Spazieren abholen will, schläft es immer, und sie sagt, ich kann es jetzt nicht wecken. Dabei ist sie am Morgen extra mit dem Trudi auf den Üetliberg gelaufen, damit es nachher müde ist und schläft, wenn ich komme. Aber ich lasse mir mein Kind nicht wegnehmen, nein, es ist mein Kind, ich habe es unter dem Herzen getragen und mit Schmerzen geboren, nein, ich gebe es nicht her, nie gebe ich es her.»