Читать книгу Mich hat niemand gefragt. Die Lebensgeschichte der Gertrud Mosimann онлайн

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Die Grossmutter will es nicht glauben. «Makkaroni und Salat? So etwas Gutes sollte das Kind nicht essen?»

«Nein, wenn ich es sage! Bestimmt isst es keine Makkaroni!»

«Aber wenn ich sie koche, isst es, glaubst du?»

Ein lustiger Wettstreit ist zwischen den Frauen ausgebrochen. Ich mag es, wenn es lustig zu und her geht. Die Grossmutter macht sich am Herd zu schaffen, es brutzelt in der Pfanne und riecht so fein. Ich koste, es schmeckt anders als das, was ich gewohnt bin, Grossmutter hat Butter und ein Ei dran getan, das löffle ich mit Eifer. Und neben mir sitzt die Grossmutter und kostet ihren Triumph aus.

Grossmutter wohnt in Biel, immer noch in dem mickrigen Häuschen an der Burggasse, in dem meine Mutter und ihre zehn Geschwister gross geworden sind. Sie ist eine winzige Person und hat eine hohe, jammernde Stimme und immer etwas zu klagen. Meine Mutter nimmt mich mit zu ihr, als ich etwas mehr als drei Jahre alt bin. Dort begegne ich auch meinem Vater, das einzige Mal in meinem Leben. Aber ich erfahre erst viel später, dass es mein Vater war: Wir gehen den Kanal entlang, und Muetti spricht mit einem fremden Mann. Bevor er weggeht, drückt er mir einen Fünfliber in die Hand. Den schliesse ich fest in mein Fäustchen und lasse ihn nicht mehr los, auf dem Heimweg nicht, beim Essen nicht und auch während des Mittagsschlafs nicht. Muetti will ihn mir wegnehmen, «damit du ihn nicht verlierst». Meine Finger umklammern das Geldstück nur um so fester. Muetti lockt und säuselt und schimpft und droht, ohne Erfolg. Dann schlägt sie mich. Voller Wut schleudere ich den Fünfliber in die Zimmerecke: «Da hast du ihn!» Sie habe ihn ja nur in mein Sparkässeli tun wollen. Ob sie ihn nicht doch irgendwann gebraucht hat? Item, sie hat ihn gewollt, und ich, ich wollte ihn nicht mehr.

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